Flipped Classroom und selbstorganisiertes Lernen

Im Kontext von individualisiertem und differenzierten Lernen können OER insbesondere für Selbstlernphasen und hier z.B. auch für Flipped Classroom Angebote genutzt werden. Flipped Classroom bedeutet, dass den Lernenden vorab Lerninhalte zur eigenen Auseinandersetzung zur Verfügung gestellt werden. In einer anschließenden gemeinsamen Lernzeit ist Raum für Fragen, Austausch und Diskussion dazu.

Bei solch einer Form von selbstorganisiertem Lernen können OER insbesondere in Hinblick auf Individualisierung und Differenzierung unterstützen:

  • Zum einen können unterschiedliche Lernmaterialien zur Verfügung gestellt werden, aus denen Lernende je nach eigenem Interesse und Bedürfnis für sich auswählen.
  • Zum anderen können für Lernende gezielt unterschiedliche und passende Materialien zur Verfügung gestellt werden.

Exkurs: 5 Gestaltungsprinzipien

Bei der Gestaltung von ‘Flipped’-Materialien sind aus meiner Sicht 5 Gestaltungsprinzipien wichtig:

  1. Abwechslung: Nur Text lesen ist keine spannende Gestaltung für ein Material, das Lernende vorrangig selbst bearbeiten sollen. Viel besser ist es, unterschiedliche multimediale Möglichkeiten zu nutzen. Wunderbar zum Einstieg oder zur Erläuterung sind z.B. Videos, mit Text kann man Dinge vertiefen und auch weiterführende Links zur Verfügung stellen, H5P-Inhalte sorgen für weitere Abwechslung …
  2. Kuratierung: Mit Kuratierung ist gemeint, dass man nicht alles, was man zu einem Thema findet oder weiß, für Lernende zusammenstellt, sondern Inhalte auswählt und strukturiert zur Verfügung stellt. Wichtige Fragen hierzu sind: Welche Inhalte sind grundlegend? Was kann zur Vertiefung angeboten werden? Was sind Zusatz-Materialien, die vielleicht nur für einzelne interessant sind? Wenn die Inhalte der Materialien entsprechend aufbereitet werden, werden Lernende nicht erschlagen, sondern erhalten eine gute Orientierung in ein Thema. Falls sie etwas vertiefen wollen, stehen ihnen entsprechende Links zur Verfügung.
  3. Mikro-Inhalte: Die unterschiedlichen Inhalte in Materialien sollten möglichst kurz und überschaubar sein. Viel besser als ein halbstündiges Video, in dem alles auf einmal erklärt wird, ist es, dieses Video in kürzerer – nur wenige Minuten lange – Sinneinheiten zu unterteilen und dann einzeln zur Verfügung zu stellen (oder eben ein längeres Video mit Kapitelmarken zu unterlegen). Auch bei Texten ist es hilfreich, wenn sie in mehrere Absätze und Überschriften unterteilt sind. Auf diese Weise können sich die Lernenden gezielt die Themen heraussuchen, die sie interessieren.
  4. Lernpfad: Es ist sinnvoll, wenn man bei umfangreicheren Materialien einen ‘Lernpfad’ anbietet, d.h. eine Struktur bzw. Sortierung, in der Lernende das Material durchgehen können. Zugleich sollte es aber immer auch die Möglichkeit geben, diesen Lernpfad zu verlassen und sich nur gezielt einzelne Lerninhalte herauszugreifen. Auf diese Weise haben Lernende die Möglichkeit, mit dem Selbstlernmaterial so zu lernen, wie es zu ihren Vorkenntnissen und Lernherausforderungen passt.
  5. Aktivierung: Auch im Rahmen von Materialien, die zum Selbstlernen gedacht sind, kann man zu aktivem Lernen einladen. Gute Möglichkeiten hierfür sind eine einfache Wissens-Überprüfung mit H5P (Habe ich alles verstanden?), Reflexionsfragen (Was meine ich dazu?) und Praxisideen (Wie kann ich das selbst machen?).

📝 Weiterlernen

Die 5 Gestaltungsprinzipien sind dem offenen Selbstlernkurs ‘Selbstlernmaterialien konzipieren und gestalten’ entnommen. Wenn Du noch mehr dazu lernen möchtest, dann empfehle ich Dir diesen Kurs.

🗨️ Austausch

Was sind für Dich wichtige Gestaltungsprinzipien bei der Entwicklung von individualisierten und differenzierten Materialien mit Fokus auf Selbstlernen? (Wie) können OER bei der Umsetzung unterstützen?

Nutze die Kommentarfunktion, um Deine Erfahrungen und Ideen zu teilen.

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